Freitag, 19. Februar 2016

Tahiti



Französisch Polynesien- Tahiti, Bora Bora, Cocktails, glasklares türkises Wasser, Puderzuckerstrände ohne Ende, Perlen, Luxus, das ultimative Südseeerlebnis- zwei Worte voller Verheißung, Sehnsucht und Träumen.
Wer an französisch Polynesien denkt, hat dabei meistens nur die bekanntesten Inseln, die „Perlen des Pazifik“ Tahiti, Bora Bora, Rangiroa und Moorea im Kopf doch nur wenige haben schon von den anderen Inselgruppen gehört, den Australs, Gambiers, Tuamotus und Marquesas.
Nach der Magie des Himalayas geht es für mich weiter in die unbekannten Tiefen der Südsee, 3 Wochen Französisch Polynesien und davon zwei an Bord der Aranui 5, ein Kreuzfahrt- und Frachtschiff das neben Bora Bora und Rangiroa auch die sechs bewohnten Inseln der Marquesas anfährt und eine weitere Insel des Tuamotu Archipels (abgesehen von Rangiroa).
Ein neuer Weg, ein neues Abenteuer und diesmal nicht alleine sondern mit einem guten Freund der Familie.
Drei Tage und fünf Flugzeuge später geht es vom Winter in den Sommer und ich atme nach knappen sechs Monaten wieder polynesische Luft. Lustige Sachen wenn man am 3.2. in Neuseeland abhebt und fünf Stunden später am 2.2. in Tahiti ankommt. Das hat mich anfangs ordentlich verwirrt. Alle Passagiere werden mit Tänzen und Blumenkränzen begrüßt und den ersten Abend auf Tahiti verbringe ich auf dem Balkon des gemieteten Appartements mit umwerfender Aussicht über die ganze Insel und dem Sonnenuntergang hinter der Silhouette Mooreas am Horizont.
Drei Tage umrunden wir Tahiti, besuchen die Hauptstadt Papeete, botanische Gärten, alte Ritualstätten und Tempel, wunderschöne Strände und natürlich das Tauchen, für mich das unangefochtene Highlight Tahitis.
Wie Alice im Wunderland entdecke ich in jeder Ecke etwas neues, Trompetenfische, fächerartige Korallen neben Seeanemonen, große Schwärme von „Jackfish“, Muränen, Skalare, winzige türkise Fische die sich durch stachelige Korallen winden, sogar einen großen Schwarm Barrakudas habe ich gesehen. Regenbogenfische, Fische mit gelben Streifen, Fische mit „Einhorn“ und andere mit orangenem Kussmund, die nächsten mit Fäden an den Flossen oder blau leuchtenden Punkten.
Einer meiner Lieblinge sind die sogenannten „Christmastreeworms“, winzige haarige Bäumchen die sich sofort in die Koralle zurückziehen, wenn man ihnen zu nahe kommt.
Meterweit kann man in die Weiten des Ozeans sehen und begleitet von einer beachtlichen Anzahl von Haien schwimmt man an im Blauen, entdeckt hier und da ein paar Schildkröten und beobachtet das majestätische Gleiten der Rochen.
Der ultimative Traum eines jeden Tauchers! Man kann einfach nicht genug bekommen, so viel gibt es zu sehen, so viele Farben und Formen und Muster.
Auch der Markt von Papeete hat mir sehr gut gefallen. Märkte zählen für mich als einer der besten Orte, um die Kultur eines Landes kennenzulernen, und in Kontakt mit den Einheimischen zu kommen. Neben mir allerlei bekannten und unbekannten Früchten und Gemüse gibt es auch verschiedene Fischarten, Muschel- und Perlenketten, Kokosnuss- und Bananenöl, Monoi, Pareos (tahitianische Sarongs) und allerlei kleinere Souvenirs und Nützlichkeiten.
Aber was einen den Urlaub in französisch Polynesien so genießen lässt, ist die außergewöhnliche Freundlich- und Herzlichkeit der Menschen hier. Abgesehen von Fiji und Vanuatu, waren in keinem der Länder in denen ich gewesen bin, jemand so hilfreich und freundlich wie die Polynesier hier. Immer mit einem Lächeln auf dem Gesicht, freundlich grüßend, wird einem weder versucht was zu kaufen, noch durch Tricksereien Geld abzuknöpfen. Die Preise sind meistens fix, ab und zu lässt sich auf dem Markt aber doch verhandeln, im generellen kann man sich aber sicher sein einen angemessenen Preis zu sein. Nach fünf Monaten ins Asien und Indien ist das schon eine Umstellung. Auch im Verkehr zeigt sich die Freundlichkeit. Wer als Fußgänger die Straße überqueren möchte, muss nicht minutenlang warten oder sich gehetzt durch fahrende und hupende Autos durchwinden und dabei um sein Leben fürchten, sondern kann ganz entspannt an den wartenden und grüßenden Fahren vorbeilaufen.
Drei aufregende und sonnige Tage später geht es dann an Bord der Aranui, die uns die nächsten zwei Wochen durch die Südsee fahren wird, als Hauptziel zu den unbekannten und geheimnisvollen Inseln der Marquesas.






10 Dinge, die ich in Indien gelernt habe




1. Inder starren. Ohne Respekt und Schamgefühl. Wenn ich richtig genervt war, habe ich mich direkt  vor sie gestellt und ein Foto von ihnen gemacht, doch auch das hat nichts gebracht. 

2. Wie man ein Saree nicht wickelt.

3. Viele neue Schreibweisen für abandonend.

4. Den mentalen Unterschied zwischen Sikkim und Indien.

5. Den geruchlichen Unterschied zwischen Kuh-, Ziegen, Schweine-, Hunde und menschlichen Fäkalien sowie Urin.

6. Wie man Momos faltet, das ist gar nicht so einfach wie es aussieht.

7. Den Unterschied zwischen reisen alleine als Frau und in männlicher Begleitung.

8. Nicht verheiratete Paare werden ungern in Hotels in einem Zimmer aufgenommen, da man davon ausgehen muss, dass die Frau eine Prostituierte ist. Allerdings muss man sich da fragen, wieso (in meinem Fall) eine westliche Frau in Indien für Rupies arbeiten würde, anstatt in Europa für Euros.

9. In Sikkim gibt es eine Sage, die erzählt, dass Menschen früher unsterblich waren. Doch eines Tages haben die Krähen die Unsterblichkeit der Menschen gestohlen. Seit diesem Tag ist keine Krähe mehr eines natürlichen Todes gestorben und ungewöhnliches Verhalten oder Krähen gelten heutzutage als böses Ohmen.

10. Ich möchte zurück. Welch' Ironie.

Montag, 21. Dezember 2015

Sikkim




Nach den Andamanen ging es für mich weiter nach Sikkim mit einem Stopover in Kolkata und einem weiteren in Silighuri. Kolkata hat mich ziemlich viele Nerven gekostet, die Busfahrt von Kolkata nach Silighuri noch mehr, und Silighuri stinkt einfach nur. Wobei ich hinzufügen muss, dass Kolkata wahrscheinlich recht schön sein kann, wenn man Zeit hat und nicht gestresst Dokumente besorgen muss.
Sofort bei Grenzübertritt bemerkt man den Unterschied zwischen Sikkim und Indien. Sikkim ist ein indischer Winzstaat eingequetscht zwischen Nepal und Bhutan im Himalaya und bevor Sikkim sich Indien anschloss, war es ein eigenes Königreich mit eigener Sprache, Sikkimese gesprochen. Sikkim ist sauber, die Menschen respektvoll und höflich und meistens stolz aus Sikkim zu kommen. 
Der mentale Unterschied zwischen Indern und Sikkimesen ist so groß, dass viele beleidigt sind, wenn man sie Inder nennt und die meisten sehen auch eher mongolisch anstatt indisch aus und gegessen wird eher nach nepalesischen und sikkimesischen Traditionnen. 
Nach drei Wochen in Indien war ich wirklich glücklich nach Sikkim zu kommen. Das ganze Gestarre, die Respektlosigkeit und Unfreundlichkeit hat mich auf Dauer ziemlich genervt, und das Gespucke. Ein echt Phänomen, mit welcher Leidenschaft hier überall gespuckt wird, möglichst laut und möglichst viel, richtig eklig. Mit dem ganzem Schmutz, Ratten, Kakerlaken, die nicht vorhandene Hygiene, damit komme ich schon klar, aber die Menschen sind oft gewöhnungsbedürftig. Ich habe enin paar unglaubliche nette und herzliche Inder kennengelernt, aber die meisten haben sich einfach als egoistisch, sexistisch und geldgierig herausgestellt.
Indien ist eine Hassliebe, und sehr anstrengend, wenn man alleine als Frau unterwegs ist, in der Gruppe ist alles leichter und angenehmer.
In Sikkim hingegen fühlt man sich wieder menschlich und nicht nur aufs Äußere und auf das westliche Klischee reduziert. 
Dass ich mit meinem Freund bei seiner Familie lebe, hat natürlich wesentlich dazu beigetragen, Sikkim lieben zu lernen. Es gibt nichts besseres um eine Kultur kennen zu lernen, als mit den Einheimischen zu leben und Zeit zu verbringen. Wir leben in Namchi, der Hauptstadt Südsikkims einer Kleinstadt mit gerade mal 1200 Einwohnern im Himalaya. Ich habe schon so viele tolle Menschen kennengelernt, war auch in Singtam und Gangtok, der Hauptstadt Sikkims, und lerne jeden Tag etwas neues. Wir kochen und backen zusammen, ich habe gelernt, wie man traditionellen Chia (Tee) zubereitet, neue Traditionen und Gebräuche und auch einige nepalesische Wörter. Es gibt hier keine Heizungen, deswegen sitzt man abends meistens draußen am Feuer oder nimmt ein kleines Feuer mit ins Zimmer. Wenn man Fleisch essen möchte, wird das Fleisch firsch am Markt gekauft oder selber geschlachtet und es wird auch alles verwendet. Aus den Knorpeln und Knochen wird Suppe gekocht, die Innereien und abgekochten Knochen werden den Hunden oder anderen Tieren zum Essen gegeben. Es gibt sogar ein traditionelles Reisgericht, bei dem die Federn der Hühner verbrannt werden und der resultierende Kohlestaub wird mit dem gegrillten Fleisch und Reis vermischt wird, es schmeckt besser als es klingt. Auch Reismehl haben wir hier schon selber hergestellt. Ein aufwendiger Prozess für eine kleine Menge.
Doch Sikkim ist nicht nur traditionell, es ist auch modern. Es gilt als der sauberste Staat Indiens, und Gangtok ist auf bestem Weg die internationalen Richtlinien einer Ökostadt zu erfüllen, wobei sie noch an ihrer Müllentsorgung arbeiten müssen. Es wird sich eher westlich gekleidet und auch die musikalischen Interessen liegen mehr bei Rock als bei Bollywood.
Indien ist ein Land, dass einen nicht mehr loslässt. Es ist eine Hassliebe, eine Mischung aus guten und schlechten Erfahrungen, Faszination und Abstoßung, Moderne und Tradition.
Sobald man das Land verlässt, wünscht man sich zurück und ist man dort, fragt man sich, wieso man sich das schon wieder angetan hat.
In diesem Land ist alles möglich, Magie und Verwünschnungen erscheinen einem nicht mehr so unrealistisch wie in Europa, sondern durchaus existierend und die allgegenwärtige Religiösität lässt keinen kalt, einige meiner schönsten indischen Erlebnisse waren religiöse Zeremonien und Tempelbesuche. Allerdings werde ich das nächste Mal wohl eher mit jemanden zusammen reisen.




Sonntag, 20. Dezember 2015

Andamanen




Meine Wanderfüße haben mich wieder einmal zu einem dieser wunderschönen paradiesischen Orte mit Puderzuckersand und türkisblauem Wasser geführt, wo man die Zeit am Strand unter Palmen vergessen kann und farbenreiche Sonnenaufgänge bewundert. 
Die Andamanen und Nikobaren sind eine Vielzahl von Inseln, von denen mehr als die Hälfte für Touristen unzugänglich unter Naturschutz stehen und die zu Indien gehören, geografisch allerdings näher bei Thailand liegen. 
Wer sich ein wenig mit den Andamanen und Nikobaren beschäftigt, findet schnell heraus, dass der Großteil der Inseln geschützt ist, um die einheimischen Stämme zu schützen, allerdings klappt das nicht besonders gut. Die meisten Stämme schrumpfen jedes Jahr immer mehr, von einigen sind weniger als 40 übrig geblieben. Einer der Gründe sind die illegalen Touren die angeboten werden. Um Geld dazu zu verdienen, bieten viele Touren auf die verbotenen Inseln und zu den Stämmen an, ohne Rücksicht auf deren Privatsphäre oder die Natur, doch viele Touristen stört das nicht, wenn sie dafür die "sagenumwobenen" Ureinwohner fotografieren können.
Man kann nur von Chennai oder Kolkatta zur Hauptstadt, Port Blair, fliegen oder eine etwa 2-3 tägige Containerschifffahrt zu buchen. 
Port Blair allerdings hat nicht viel von einem Paradies, es stinkt nach Öl und faulendem Fisch, rottendem Abfall und Fäkalien. Zudem muss man sich durch Horden nervender und penetranter Inder kämpfen, die versuchen einem alles mögliche anzudrehen aber vom zuhören nichts verstehen. 
Hat man die dann überwunden geht es zum noch mehr stinkendem Hafen um auf einem tatsächlich recht angenehmen Schiff nach Havelock Island überzusetzen, wo einem dann das paradiesische Inselleben erwartet. Aber nichts geht unkompliziert in Indien, und auch hier erwarten einen erstmal scharenweise Inder, die alle den besten Deal und beste Unterkunft und beste Restaurants und von allem das Beste extrem laut verkaufen wollen.
Doch diese letzte Hürde später erreicht man dann endlich für was man gekommen ist.





Und das Beste daran, das alles gibt es zu indischen Preisen, das heißt sein eigenes Bungalow direkt am Strand (mit Gemeinschaftsbad) gibt es schon für 6 Euro und Essen für circa 2 Euro, was will man mehr?
Allerdings stimmt das Gerücht mit den im Meer schwimmenden Elefanten leider nicht mehr, zumindest nicht auf Havelock Island. 

Donnerstag, 29. Oktober 2015

Über das Reisen




Reisen kann man nicht beschreiben oder verstehen, bevor man es nicht selbst erlebt, das habe ich gelernt. Ich habe so viele Reiseblogs und Artikel in Deutschland gelesen, mich so gut vorbereitet, dass ich dachte ich wüsste schon wie das wird. Was für eine Illusion! Reisen ist einzigartig.

Im Judentum glaubt man, dass Schmetterlinge die freien Seelen der Verstorbenen sind und genauso fühle ich mich, wie eine Seele von Ort zu Ort fliegend, nur dass ich mich noch nie so lebendig gefühlt habe. Mit jedem neuem Ort kommen neue Muster und Farben und Formen auf meine Flügel, werden diese schillernder und detaillierter und ein Abdruck dessen, was ich erlebt und empfunden hat. Sie wachsen jedes Mal ein bisschen mehr und wenn man zurückblickt, kann man erkennen wie sehr einen ein Ort bewegt und beeinflusst hat, was er einem gegeben hat, was für ein Mensch man dort war. Emotionen beim Reisen sind so viel stärker, oder vielleicht kommt es auch nur mir so vor, aber manchmal fühlt man sich einfach so frei, dass man das Gefühl hat vom Boden abzuheben. Man ist nicht einfach nur glücklich, nein es ist wie eine weiß und golden leuchtende Kugel im Bauch die den ganzen Körper mit Wärme ausfüllt und einen blendet mit ihrem Licht. Oder in anderen Momenten fühlt man sich so lebendig, dass jeder Atemzug sich anfühlt wie der Erste und man die Luft und Energie in sich vibrieren und durchströmen spürt.
Man kann so high werden vom Leben, vom Moment man braucht gar keine Drogen oder Alkohol mehr, und genau das ist es, was ich am reisen so liebe. Einfach die Flügel ausbreiten und sich davontragen lassen vom Leben und der Welt und den Flügeln beim Wachsen zuschauen.
Der Körper des Schmetterlings allerdings bleibt gleich, denn man wird so sehr man selbst, dass die Umrisse, am Anfang verschwommen und wirr, mit jedem neuen Tag ein wenig schärfer und klarer werden, die Farben stärker und strahlender. Man legt seine Masken und Hüllen ab wie die Raupe den Kokon, denn es wird viel zu anstrengend diese aufrecht zu erhalten, und die Zeit mit anderen zu kurz für solche Spielchen.
Denn Reisen ist ein ständiger Wandel und die einzige Konstante, die man hat, ist man selbst, denn, wie sagt man so schön: Willst du dich selbst entdecken so bereise die Welt, doch willst du die Welt bereisen so schaue in dich selbst.
Das Leben wird plötzlich Möglichkeit eine surreale Mischung aus Freiheit und Möglichkeiten, überraschenden und inspirierenden Menschen, Kunst, Natur, Schönheit und Träumen die ihren ganz eigenen Geschmack auf der Zunge hinterlassen.
Man fliegt von Blume zu Blume saugt hier und da ein wenig von dem Nektar und verlässt diese wieder gestärkt. Doch manchmal wird der Nektar einer bestimmten Blume einen so berauschen, dass man jedes kleine bisschen gierig in sich aufnimmt und diesen trunken und voll später als erwartet wieder verlässt. Manchmal wird man sich in der Gesellschaft von anderen finden, eine Zeit lang zusammen umherfliegen um sich dann nach einiger Zeit wieder alleine auf den Weg zu machen, doch die Begegnungen bleiben wie kleine Fäden an einem kleben und tragen eine Erinnerung.
Doch Reisen sind nicht nur Regenbogenmomente und Sonnenscheingefühle manchmal wird es auch hässlich und frustrierend, ekelig und schmerzhaft.
Manche Orte hinterlassen schwarze, stinkende Flecken und Muster auf meinen Flügeln, hartnäckige kleine Biester. Es gibt Tage, da ist man so unendlich traurig, die lieben Menschen die man trifft zu verlassen oder man bekommt so starkes Heimweh, dass man förmlich zerfließt, ein großer grauer Ozean durchzogen von bleich-blauen Schlieren. Dann wieder ist man so wütend, wenn Dinge und Systeme nicht so funktionieren, wie sie sollten und man es möchte und man einfach niemanden findet der Ahnung hat oder einem helfen kann. Dann steht man da, aggressiv und unendlich frustriert weil man merkt wie hilflos man ist, dass man einfach nichts, NICHTS an der Situation ändern kann, man in dieser gefangen ist und keinen Ausweg findet. Das sind die unschönen Tage auf Reisen, wenn man durch stinkende Städte läuft, auf der Suche nach einem halbwegs annehmbaren Ort zum schlafen, wenn man an heruntergekommen Bahnhöfen und Busstationen warten muss, ununterbrochen angestarrt von zwielichtigen und unheimlichen Gestalten.
Ja, an manchen Tagen kann reisen wirklich zum Alptraum werden. Doch diese Tage sind in der Minderheit, sie sind sogar selten und wenn man zurückblickt, wird man sehen, dass diese schwarzen Flecken in dem großen Muster gar nicht mehr auffallen, dieses sogar ergänzen und in Schönheit erweitern. Hinterher ist man immer stärker, kann darüber lachen und um einiges selbstbewusster und stolz, dass man nicht aufgegeben hat.

Es gibt einige Arten sich selbst zu finden, man kann meditieren, therapieren, Selbstversuche durchführen oder eben reisen.
So schwer es auch ist den ersten Flügelschlag zu tätigen, so einfach sind der zweite und dritte und ehe man sich versieht ist man schon über neun Monate unterwegs und blickt zurück auf alles was man erlebt hat und ist einfach nur glücklich, dass man diesen ersten Flügelschlag getan hat.

You can't buy happiness but you can buy a planeticket and that's kind of the same thing.

Mittwoch, 28. Oktober 2015

Von Nepal nach Indien





Auf meiner Reise von Nepal nach Indien ist so viel passiert, dass ich mir dachte, dass das einen eigenen Blogeintrag wert ist.
Am letzten Tag meines Visum für Nepal hab ich mich schweren Herzens in den Bus zur indischen Grenze gesetzt, ein oder zwei Tränen ließen sich nicht abhalten und ich vermisste Nepal augenblicklich. Der eigentliche Plan war einen Bus von Kathmandu nach Varanasi in Indien zu buchen, aber wegen politischer Streitigkeiten war das nicht möglich. Indien hat die Grenzen zu Nepal geschlossen und alle Benzin und Erdölexporte eingestellt. Folglich war es mir nur möglich einen Bus zur Grenze zu bekommen und dann in der Grenzstadt zu sehen, welche Busse sich finden lassen. Der Plan ist möglichst schnell in den Süden zu kommen, da ich in 9 Tagen einen Flug zu erwischen habe.

13 Stunden braucht man von Kathmandu zur Grenze. Mit klarem blauem Himmel und Sonnenschein ging es durch Nepals Traumlandschaften, um mir den Abschied so schwer wie möglich zu machen. Eine Stunde bevor wir an der Grenze ankamen konnte man schon die LKWs und Busse stehen sehen, die wegen der Streitigkeiten nicht die Grenze überqueren durften und nun da warteten, das war aber auch das einzig spannende an der Grenzüberquerung. Der Rest verlief ziemlich reibungslos und ohne Kontrollen, alles sehr Laissez-faire.
Der Grenzbeamte war so freundlich und hat mir erklärt, wie ich auf dem schnellstenWeg in den Süden komme und so ging es für mich in den nächsten Bus von der indischen Grenze zur Zugstation in Gorakphur. Busfahrten sind immer wieder ein Erlebnis, vor allem nachts. Es gibt keine Straßenbeleuchtung, das heißt mit haarscharfen Kurven wird allen Kühen, Rikscha- und Fahrradfahrern sowie Fußgängern ausgewichen, die man erst in letzter Sekunde sieht und diese Achterbahnfahrt wird untermalt von konstantem Gehupe. Jeder Bus hier hat eine andere Hupe und es wird um die Nervigste und Lauteste gewetteifert. Zum Schlafen kommt man dabei definitiv nicht. Vier Stunden später sind wir am Bahnhof angekommen und da es schon dunkel ist, ist dieser übervölkert von schlafenden und nicht-schlafenden Indern umwölkt von Urin- und Fäkaliengeruch.

In Indien ein Zugticket zu bekommen ist eine echte Herausforderung. Das Englisch ist wenig oder gar nicht vorhanden und die Informationen variieren von Person zu Person, aber alle sind überzeugt die Richtige zu haben. Zudem gibt es zwei verschiedene Schlangen, die für Frauen und die für Männer. Da aber die Männer die Tickets für die Frauen bezahlen, stehen diese auch am Frauenschalter woraufhin es unmöglich ist zu erkennen, welche jetzt für welches Geschlecht ist, das findet man dann erst heraus, wenn man eine halbe Stunde später endlich mit dem Beamten reden kann. Ich wusste nichts über indische Züge, und als man mir sagte, dass nur noch 3. Klasse verfügbar ist, habe ich mir eben dieses Ticket geholt und damit eine der unvergesslichsten Erlebnisse meiner Reise. Reisen in 3. Klasse heißt das Menschen, hauptsächlich Männer, neben, unter und über dir sitzen/schlafen/stehen während sich Musikanten, Schlangentänzer, Essensverkäufer und Ladyboys zu jeder Tag- und Nachtzeit lautstark einen Weg durch die Menge bahnen und sehr beharrlich nach Geld fragen und man währenddessen noch versucht einen Auge auf sein Gepäck zu behalten. Ich war das einzige Mädchen und die einzige Weiße und hatte Glück, dass mich eine Gruppe Inder aufgenommen hat und mir einen Platz auf der Bank angeboten haben, ich muss ziemlich überfordert ausgesehen haben. Sie haben für mich übersetzt und auch dafür gesorgt, dass einer der Zugschaffner ein Auge auf mich hat, als sie ausgestiegen sind. Es war schon lustig, aber nach 50 Stunden sitzen und schlafen eingequetscht zwischen 10 anderen, mindestens 40 Fotos mit allen möglichen Menschen und ohne Dusche oder Ventilator war ich wirklich froh in Bangalore angekommen zu sein. Als ich dann noch herausgefunden habe, dass es Eimerduschen am Bahnhof gibt- wow, ich war im Himmel! In Bangalore habe ich den Tag mit 3 sehr lustigen Indern verbracht, die ich dort kennengelernt habe und bin dann in der Nacht weiter nach Hampi gefahren.

Nach 68 Stunden in Bussen und Zügen, 24 verbrachten Stunden an Bahnhöfen, 4 Nächten ohne Bett, viel zu viel zuckersüßer Chai und Samosas zum Frühstück und Abendessen bin ich fix und fertig, sehe aus wie einem Horrorfilm entsprungen aber ich habe es endlich ENDLICH nach Hampi geschafft!
„Unbeschreibliches Indien“ beschreibt dieses Land äußerst treffend.